Vor einigen Tagen unterhielt ich mich mit meiner Verlegerin. Ich glaube, es ging um die Zeichnungen für mein erstes eigenes Buch. Wir unterhielten uns, und irgendwann kam das Thema auf Verkaufszahlen, aber auch auf andere Autoren. Ich muss zugeben, dass ich bei diesem Thema mit offen Mund am Rechner saß und mich nach dem Warum fragte.
Als ich selber nur eine der vielen Leseratten war, habe ich mich viel mit Autoren unterhalten. Es ist verdammt schwer erfolgreich zu sein, denn gute Ideen haben viele. Ich weiß noch genau, wie ich das Werk von zwei Autoren nur mit einem Stern bewertet habe. Einfach weil mir das Buch so überhaupt nicht zusagte. Thematisch interessant, aber einfach so, wie soll ich es sagen, banal, nicht verzaubernd geschrieben, dass ich nicht warm wurde. Statt es jedoch einfach hinzunehmen, gab es viele nicht sehr freundliche Mails. Ich konnte es in der Theorie verstehen und trotzdem dachte ich mir, warum diese Bewertung nicht als konstruktive Kritik nutzen und schauen, ob man vielleicht wirklich den einen oder anderen Punkt für sich verbessern könnte.
Inzwischen schreibe ich selbst, und weiß, wie viel Herzblut ein Autor in seine Texte investiert. Man überlegt, man schreibt auf, ändert so viele Stunden den Text um, und hofft, dass man jemanden überzeugt. Einen Verlag, aber eben auch die Leser.
Ich weiß, wie viele Menschen schreiben und einfach nicht den Mut haben ihre Werke jemanden zu schicken. Eben aus Angst vor einer Ablehnung oder gar Kritik. Aber oft sehe ich auch Autoren, die den Mut aufbringen, belohnt werden - aber eben nicht immer.
Und genau darauf spielt mein Warum an. Warum kann man nicht den Mut haben zu dem zu stehen, was man macht? Jeder Mensch hatte schon mal Rückschläge. Sei es beim Abnehmen, sei es bei einer Klassenarbeit, sei es bei einem Vorstellungsgespräch, einer Beziehung, einem Fehlkauf. Ihr wisst sicherlich was ich meine.
Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum ich diesen Post schreibe. Inzwischen bin ich in mehreren Anthologien vertreten und mein erstes Buch wird nächstes Jahr erscheinen. Auch ich habe schon von Lesern Kritik bekommen. Zum Beispiel, dass manche Dialoge in einer Geschichte einfach zu jugendlich waren. Ich habe lange mit der Person darüber geredet und versucht für mich aus der Kritik Nutzen zu ziehen.
Das war mir aber schon klar und ich bin froh, dass es viele Autoren auch so halten.Kritik bringt weiter. Umso erstaunter war ich, als ich im Gespräch von einer ganz anderen Problematik hörte.
Ich nehme regelmäßig an Ausschreibungen für Kurzgeschichten teil. Sie sind schnell geschrieben, ideal für Zwischendurch, dienen als Ablenkung und ich verbessere mich dadurch hoffentlich. Ja, ich habe viele Zusagen, aber auch Absagen erhalten. Und dazu stehe ich auch. Leider schaffen das andere Autoren nicht. Und hier frage ich mich eben wirklich nach dem Warum!? In 99% der Fälle ist es keine Ablehnung, weil der eigene Text schlecht ist, aber das blenden leider viele aus. Häufig lese ich - Und wieder in einer Anthologie vertreten. Hier hätte ich mit meiner ersten Absage gerechnet. Oder ähnlich formulierte Sätze.
So gut bin ich dann doch nicht, habe ich mir dann meist gedacht, weil warum sollte man hier nicht ehrlich sein. Doch viele haben nicht den Mut. Und genau den MUT möchte ich euch machen. Anfängern, die sich noch nicht getraut haben, genauso wie etablierten Autoren, die mal eine Absage bekommen. Seht es einmal aus dieser Perspektive. Das Beispiel gilt nicht nur für Ausschreibungen, sondern auch den allgemeinen Verlags-Alltag.
Sagen wir mal pauschal, es kommen 100 Manuskripte an. Manchmal sind es nur 30, bei anderen Ausschreibungen auch 300. Bei einem Verlag sind es keine anderen Zahlen für reguläre Bücher.
Es ist nur ein Beispiel, dass ich mir ausgedacht habe und was mir bei meiner ersten Absage geholfen hat. Auf 100 Manuskripte kommen ungefähr 5 Manuskripte, die wirklich nicht gut sind. Weder inhaltlich, noch von der Rechtschreibung oder ähnliches. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber ich gehe mal davon aus. Vielleicht 10 Manuskripte sind gut geschrieben, passen jedoch nicht ganz zu dem, was der Verlag gesucht hat. Dann sind vielleicht noch 10 Geschichten gut, aber gefallen vom Stil her nicht dem Leser. Wer schon mal selbst gelesen hat, weiß, dass man selbst Bücher bevorzugt, wo der Stil einem zusagt. Damit haben wir noch pauschal 75 Ideen, die gut sind und gut geschrieben sind. In der Regel kommen je nach Verlag 5-10 Werke in eine Anthologie. Bei einigen sind es dann auch mal 15 Werke. Trotzdem, ihr seht, dass es einfach eine Menge ist. Klar, das geschaut wird, welche Werke sind die besten, welche harmonieren besser, bei ähnlichen Ideen, was wurde idealer umgesetzt. Es ist also keine Schwäche mal ein nein zu bekommen. Einfach weglegen und irgendwann passt die Idee vielleicht zu einer anderen Ausschreibung und da hat man dann mehr Glück.
Also, habt Mut auch zu einem Nein zu stehen, und viel wichtiger, habt Mut es überhaupt zu probieren. Ihr ärgert euch sonst irgendwann. Ich habe meinen ersten Versuch in einer Anthologie nie bereut.
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